Waschen mit Kastanien aber nicht mit mir

Ja, ich gestehe, diesmal ist der Titel wirklich entlarvend. Aber ich fang trotzdem mal ganz vorne an.

Ich liebe ja Kastanien. Wenn sie frisch sind, sehen sie mit ihrer glänzenden braunen Haut einfach wunderschön und edel aus. Und wenn man sie in die Hand nimmt sind sie einfach wunderbar glatt, wie poliert.

Als Erwachsene habe ich natürlich mit dem Kastaniensammeln aufgehört. Ich habe keine Kinder, mit denen ich Kastanienmännchen basteln könnte und zur Dekoration eignen sie sich nicht so recht. Denn das edle Erscheinungsbild hält nicht lange an. Je älter sie werden, desto matter und unansehnlicher sehen sie aus. Die Haut fängt an zu schrumpeln und wir hart und rissig. Also keine Schönheiten die von Dauer sind.

Ich hab halt einfach so ab und zu mal eine oder vier aufgehoben und in meine Jackentasche gesteckt, um sie mit mir herum zu tragen, wie einen kleinen vergänglichen Schatz.

Um so glücklicher war ich, als ich gelesen habe, dass man mit Kastanien Wäsche waschen kann. Endlich ein Vorwand Kastanien zu sammeln.

Das „Wie“ ist in dem Fall ganz schnell erklärt:

  • Kastanien zerkleinern
  • ca. 5 pro Wäsche mit Wasser übergießen
  • 12-24 Stunden stehen lassen
  • abseien und das aufgefangene Kastanienwasser einfach ins Fach fürs flüssige Waschmittel geben
  • die Wäsche ganz normal waschen

Den Reaktionen zufolge sollte das bei 40°C sehr gut funktionieren, denn die Kastanien enthalten sogenannte Saponine. Die sind in Kastanien in etwa der gleichen Konzentration enthalten wie in indischen Waschnüssen. Mit denen wusch schon in den 90ern die Mama meiner besten Freundin die Wäsche. Also war ich sehr zuversichtlich, dass es auch so klappt.

Zu Saponinen habe ich folgendes gefunden und gebe es hier in meiner, wissenschaftlich wahrscheinlich fragwürdigen, Zusammenfassung wieder:

Saponinen sind Tenside, die in Verbindung mit Wasser Schaum bilden. Sie setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab.

Tenside wiederrum sind waschaktive Substanzen. Sie setzen die Grenzflächenspannung zwischen der zu reinigenden Oberfläche und dem Lösungsmittel (in diesem Fall Wasser) herab. Dadurch kann sich das Wasser mit der Substanz, z. B. Fette, vermischen, die den Stoff verschmutzt und diesen aus der Wäsche „lösen“.

Quelle: Wikipedia

Wer es sich nicht so wirklich vorstellen kann, der kann mal folgenden kleinen Versuch machen:

Ein Glas mit Wasser füllen und einen Tropfen Öl darauf geben. Natürlich schwimmt das Öl in dicken Augen auf der Oberfläche. Selbst wenn man Wasser und Öl verrührt fügt sich das Öl wieder auf der Wasseroberfläche zu einer geschlossenen Fläche zusammen. Wenn man aber einen Tropfen Spüli in das Glas gibt und erneut umrührt, dann kann man beobachten, wie das Öl zu winzigen Tröpfchen zerstäubt, die sich im Wasser verteilen.

Gut, soviel zur Theorie. Hier mal ein Bild aus der Praxis:

Kastanien

Bei meinem ersten Versuch machte ich es genau so wie oben beschrieben. Und ich war sehr zuversichtlich. Schließlich schäumten meine Kastanien ganz wunderbar. Die Wäsche hing ich zum Trocknen auf, da ich keinen Wäschetrockner habe.

Ich mach es kurz: Das Ergebnis hat mich enttäuscht. Trotzdem, dass ich für den guten Geruch ein klein Wenig Weichspüler verwendet hatte roch die Wäsche nicht sauber, sondern eher ein bisschen muffig. Und die Geschirrtücher waren nicht richtig sauber geworden.

Ich ging aber davon aus, dass es möglich war, dass die Wäsche nicht schnell genug getrocknet war und daher der Geruch kam. Vielleicht, so dachte ich, hatte die Lösung auch nicht genug Zeit gehabt um einzuwirken. Und zu guter Letzt könnte es natürlich sein, dass die Methode nur bei leichter Verschmutzung funktioniert und die Geschirrtücher einfach zu schmutzig gewesen waren.

Deshalb wendete ich für meinen nächsten Versuch eine andere Technik an und wusch nur leicht verschmutzte Wäsche. Ich gab die vorgeschlagene Menge Kastanien in einen Socken, band diesen fest zu und gab in direkt in die Wäschetrommel. Da die Wäsche vorher keine Flecken hatte kann ich nicht sagen, ob die Reinigungswirkung auf diese Art besser war. Als sie aus der Maschine kam roch die Wäsche zumindest zunächst sauber. Ich hing sie auch direkt auf und nicht ganz 24 Stunden später war sie dann auch richtig schön trocken. Doch als ich meine Klamotten das nächste mal trug, fiel mir wieder der unangenehme muffige Geruch auf.

Einfach bäh!

Das muss ich nicht noch einmal probieren. Zwei gescheiterte Versuche reichen mir in diesem Fall.

Vielleicht hat es ja etwas damit zu tun, dass meine Waschmaschine schon steinalt ist. Möglicherweise bringt sie nicht mehr die beste Reinigungsleistung. Möglicherweise gibt es da auch Ecken drin, in denen sich ein paar Bakterien oder Pilze verstecken, obwohl sie regelmäßig gereinigt wird.

Was auch der Grund sein mag: Waschen mit Kastanien ist leider, leider für mich ein gescheitertes Experiment. Und dabei hatte ich mich so darauf gefreut meine Wäsche umweltschonend und praktisch gratis zu reinigen….wenn ihr mit der Methode Erfahrungen habt, freue ich mich darüber in den Kommentaren oder auf euren Blogs zu lesen.

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