Jetzt sitze ich hier, aufgereiht und straff gespannt. Perlen, aufgezogen auf eine Hochspannungsleitung.
Eigentlich ist alles gut.
Auf meinem Schoß liegt das Zeugnis von meinem Berufsschulabschluss. Ich habe einen 1er Schnitt. Dabei mein Ergebniss vom Englisch-Zertifikat mit 98 von 100 Punkten.
Alles ordnet sich so langsam, weil ich die Ordnung herbeiführe. Ich warte nicht mehr ab. Alles ist gut und ich sollte nun glücklich sein. ….
Mein Kopf summt und mein Rücken drückt sich in den Sitz der Straßenbahn wie lose Steine in einem Sack. Das Selbstbild in meinem Kopf mag so gar nicht zu meinem Spiegelbild in den dunklen Scheiben passen. Noch immer nicht.
Ich kämpfe und lass mich gehen. Ich strenge mich an und gleite. Ich rudere und treibe. Je nachdem, was das Leben von mir verlangt.
Inzwischen kann ich hunderte von Kilometern in meinen eigenen Schuhen gehen und fülle doch noch immer nicht meine eigenen Fußstapfen aus.
Ich sehe in den Spiegel und weiß: Das muss ich sein. Doch ich erkenne noch immer nicht mein eigenes Gesicht.
Ich bin wie Perlen, aufgereiht auf einer Hochspannungsleitung. Ich bin Eins und doch kein Ganzes. Alles, was ich bin summt und vibriert zum Zerreißen gespannt.
Mein Rücken drückt sich in den Sitz, wie ein Sack voller Steine.
Es passt nicht…passt einfach nichts.
Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, wer ich nicht bin. Und nichts passt zusammen.
Ich bin straff gespannt und summe, wie eine Hochspannungsleitung unter Strom. Nichts, aber auch gar nichts bringt mich zur Ruhe.
Ich will zerreißen und schreien, schreien, SCHREIEN.
Will meine Perlen lieber vor die Säue verstreuen, als sie hier unter Spannung zu verbrennen.
Doch ich kann nicht, kanns nicht. Kann nur kämpfen und gespannt in die Zukunft blicken. Und selbst in der Zukunft erblicke ich mein Gesicht und erkenne mich nicht. Mein inneres und mein äußeres Selbst gleichen sich nicht.
Ich will zerreißen und
schreien
SCHREIEN
SCHREIEN!!!
Vor hilfloser Wut,
vor Schmerz
vor Verzweiflung
Ich bin
Perlen
aufgereit
auf einer Hochspannungsleitung
Ich bin
Worte
hochgestapelt
bis sie keinen Sinn mehr ergeben
Ich bin alles,
nur nicht still
Ich bin jeder
nur weiß ich nicht wer
Und ich brenne
Und ich singe
bis ich verglühe
Ich kanns nicht,
kann nicht nachlassen
nie mehr