Vorübergehend: Stepped into the Magic Land

Mein verlängertes Wochenende:

Donnerstag: Ne neue Band aufm Umsonstfestival entdeckt. Wer Postrock leiden kann: Bittesehr, Paper Planes

Freitag:

Got Shit Done!

Samstag:

Muskelkater aus der Hüpfburg mitgebracht (JA, wir Großen hatten eine Hüpfburg nur für uns!

Pferd auf kleinen Zeh gestellt und nix gebrochen.

Im Heu übernachtet, aber nicht wirklich geschlafen. Trotzdem glückselig.

Sonntag:

HOLY SHIT. Wonder Woman! Habt ihr jemals bei ner Kampfszene das Gefühl gehabt, euch kommen die Tränen?

Dann wieder ein bisschen Musik plus Kohlenhydrate auf dem Umsonstfestival. Love, sun and harmony and Affogato mit Tempest.

Ach und heute (war kein Wochenende mehr, aber weils so schön war): 

Heute hat sich mein Zug verfahren.

 

Antwort auf Sonntagsfrage Nr. 1X

Tempest wollte von mir wissen, ob ich ein Faschingsnarr, -muffel oder irgendwas dazwischen sei. Und wieso, wehalb, warum natürlich auch.

Wie immer sind die einfachsten und direktesten Fragen gar nicht so einfach und direkt zu beantworten. Insbesondere nicht von mir, da ich wie mir aufgefallen ist, selten „top“ oder „flop“ sagen kann, sonder immer ein „ja (oder nein), aber“ draus wird.

Also. Die Antwort auf die Frage hätte vor zwei Stunden noch „irgendwas dazwischen“ gelautet, obwohl ich mit Sternflüsterer konform gehe, dem große Mengen viel zu lauter, betrunkener und ausgelassener Menschen zu überwältigend sind. So geht es mir nämlich auch. Mich überfordert sowas meistens. Doch als Kind und Jugendliche habe ich Fasching, wie es bei uns heißt, immer sehr gerne und ausgelassen gefeiert. Für Kinder ist es eh anders. Und wenn mensch sich kostümieren darf und Süßigkeiten bekommt und alles so wunderbar bunt ist…was hätte ich als Kind dagegen haben sollen. Naja, außer das meine Mutter mich ab und zu in Kostüme steckte, die ich nicht mochte. Es gibt da ein wunderbares Bild von mir im Clownskostüm mit grimmigem Blick und roten Bäckchen.

Als Teenager liebte ich die Chance jemand anderen darzustellen als mich selbst und natürlich war jeder Grund mit meiner Clique zu feiern und mich zu betrinken sehr willkommen. Wir waren jedes Jahr auf einem „Faschingszug“ im Nachbarort, der genau genommen aus der gesamten Dorfjugend und drei oder vier Traktoren mit Anhängern bestand. Wir zogen dann von Hof zu Hof und überall gab es einen Schnaps oder ein Glas Wein zu trinken. Als wir dann in die Dorfkneipe einkehrten, wo es Würstchen oder Schnitzel gab, waren wir alle schon ganz herrlich besäuselt…so gegen eins oder zwei am Nachmittag war das dann meistens. Heute gruselt es mich schon bei der Vorstellung, damals hatten wir dabei großen Spaß.

Nun zu dem Grund zurück, warum sich heute meine Einstellung eher in Richtung Faschingsmuffel verschoben hat. Dieses Jahr habe ich weder Lust noch Gelegenheit Fasching zu feiern. An diesem Wochenende war ich hauptsächlich damit beschäftigt eine Hausarbeit zu schreiben. Trotzdem musste ich vorhin die Innenstadt durchqueren, die von den Überresten derjenigen heimgesucht wurde, die den Faschingszug besucht haben. Alle waren völlig betrunken und überdreht und ich merkte einfach, dass mir das viel zu viel war. Ich weiß gerade sehr genau, dass ich das einfach nicht mehr brauche. Ich verstehe den Reiz sehr gut, sich zu verkleiden und einfach mal auf Konventionen zu pfeifen. Aber auf mich wirkt es geradezu beängstigend, wie trunken und aufgedreht die Menschen wirken. Heute hatte ich das Gefühl all das hätte einen bedrohlichen Unterton und die Stimmung könnte jederzeit kippen.

Langer Rede kurzer Sinn: Entweder bin ich gerade zu müde für den Scheiß oder längst zu alt.

Über den ganzen ideologischen Mist mit sexistischen und rassistischen Kostümen fange ich jetzt gar nicht erst an 😉

 

Du bist doch jetzt Vegetarier?

Ich probier im Moment viele Sachen aus. Das Ziel dieser Versuche ist ein gesünderes, umweltfreundlicheres, vielseitigeres, natürlicheres Leben.

Ich backe Brot aus Sauerteig, wasche mit Kastanien, wasche mich nur noch mit Seife, putze mir die Zähne mit Teebaumöl und Natron und habe einen riesen Spaß dabei.

Ich hab dabei nicht den Plan mich aufgeklärt von allen modernen Errungenschaften abzuwenden oder mein Umfeld zu bekehren.

Ja, es ist eine große Umgewöhnung, dass es nun morgens im Bad nach Apfelessig und Teebaumöl riecht, statt nach Shampoo und Zahnpasta. Doch heute hab ich mir endliche ein großes Glas Kokosöl und eine Lavendelseife gekauft und gerade rieche ich sau lecker nach Kokos. Echtem Kokos, nicht nach Parfum.

Nein, es ist nicht alles total umständlich.

Nein, ich bin nicht auf dem totalen Ökotripp.

Meine Mutter hat mir vor Kurzem erklärt, dass es manchmal anstrengend sei, sich mit mir zu unterhalten. Ich würde mir über alles so viele Gedanken machen.

Ein Bekannter kam auf mich zu und meinte ich sei doch jetzt Vegetarierin, weil ich auf Facebook von einem veganen Abendessen erzählt hatte.

Und ich, ich erzähle langsam immer weniger von meinen vielen Abschweifungen in meinem Umfeld. Und schon gar nicht mehr, warum ich sowas machen.

Parabene, Aluminium, Weichmacher, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Silikone, Fluor, Jodzusatz.

Plastikmüll, Tierversuche, Transportwege, Spritzmittel, Überzüchtung, Massentierhaltung.

Das sind Dinge, über die ich mir Gedanken mache. Ich versuche mich von all den Informationen, von all dem, was uns bedroht, von all dem, was wir anderen Lebewesen antun, nicht überwältigen zu lassen. Ich versuche mich von all dem nicht einsperren zu lassen.

Aber gleichzeitig versuche ich auch so wenig Teil der Maschinerie zu sein, wie es möglich ist ohne mich zu verdrehen und zu verbiegen.

Ich versuche all das, was ich weiß, zu benutzen um mein Leben zu bereichern. Ich versuche ein besseres, gesünderes Leben zu führen und nicht mich einzuschränken.

Aber ich kann das kaum jemandem so richtig erklären. Denn ich bekomme einen Stempel aufgedrückt. Entweder den Stempel „Öko“ oder den Stempel „verrückt“.

Anscheinend wollen die meisten Menschen über all das gar nichts wissen. Anscheinend wollen die Leute erst recht nichts über all das hören. Anscheinend ist es schon ein Problem für den ein oder anderen, daran erinnert zu werden, dass es einen anderen Weg gibt.

Und ich? Ich mach weiter meine komischen Versuche und kann mich selbst nicht so richtig ernst nehmen dabei. Aber ich merke, wie ich mich selbst zum Umdenken bewege. Ich merke, dass vieles verdammt viel einfacher ist, als ich es gedacht hätte. Und vielleicht merkt auch irgendwann meine Mama, dass das alles gar nicht so verdammt kompliziert ist und dass es geil ist, etwas Gutes für mich und die Natur zu tun, dabei immer wieder etwas Neues zu lernen und insgesamt sogar noch Geld zu sparen.