Ich probier im Moment viele Sachen aus. Das Ziel dieser Versuche ist ein gesünderes, umweltfreundlicheres, vielseitigeres, natürlicheres Leben.
Ich backe Brot aus Sauerteig, wasche mit Kastanien, wasche mich nur noch mit Seife, putze mir die Zähne mit Teebaumöl und Natron und habe einen riesen Spaß dabei.
Ich hab dabei nicht den Plan mich aufgeklärt von allen modernen Errungenschaften abzuwenden oder mein Umfeld zu bekehren.
Ja, es ist eine große Umgewöhnung, dass es nun morgens im Bad nach Apfelessig und Teebaumöl riecht, statt nach Shampoo und Zahnpasta. Doch heute hab ich mir endliche ein großes Glas Kokosöl und eine Lavendelseife gekauft und gerade rieche ich sau lecker nach Kokos. Echtem Kokos, nicht nach Parfum.
Nein, es ist nicht alles total umständlich.
Nein, ich bin nicht auf dem totalen Ökotripp.
Meine Mutter hat mir vor Kurzem erklärt, dass es manchmal anstrengend sei, sich mit mir zu unterhalten. Ich würde mir über alles so viele Gedanken machen.
Ein Bekannter kam auf mich zu und meinte ich sei doch jetzt Vegetarierin, weil ich auf Facebook von einem veganen Abendessen erzählt hatte.
Und ich, ich erzähle langsam immer weniger von meinen vielen Abschweifungen in meinem Umfeld. Und schon gar nicht mehr, warum ich sowas machen.
Parabene, Aluminium, Weichmacher, Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Silikone, Fluor, Jodzusatz.
Plastikmüll, Tierversuche, Transportwege, Spritzmittel, Überzüchtung, Massentierhaltung.
Das sind Dinge, über die ich mir Gedanken mache. Ich versuche mich von all den Informationen, von all dem, was uns bedroht, von all dem, was wir anderen Lebewesen antun, nicht überwältigen zu lassen. Ich versuche mich von all dem nicht einsperren zu lassen.
Aber gleichzeitig versuche ich auch so wenig Teil der Maschinerie zu sein, wie es möglich ist ohne mich zu verdrehen und zu verbiegen.
Ich versuche all das, was ich weiß, zu benutzen um mein Leben zu bereichern. Ich versuche ein besseres, gesünderes Leben zu führen und nicht mich einzuschränken.
Aber ich kann das kaum jemandem so richtig erklären. Denn ich bekomme einen Stempel aufgedrückt. Entweder den Stempel „Öko“ oder den Stempel „verrückt“.
Anscheinend wollen die meisten Menschen über all das gar nichts wissen. Anscheinend wollen die Leute erst recht nichts über all das hören. Anscheinend ist es schon ein Problem für den ein oder anderen, daran erinnert zu werden, dass es einen anderen Weg gibt.
Und ich? Ich mach weiter meine komischen Versuche und kann mich selbst nicht so richtig ernst nehmen dabei. Aber ich merke, wie ich mich selbst zum Umdenken bewege. Ich merke, dass vieles verdammt viel einfacher ist, als ich es gedacht hätte. Und vielleicht merkt auch irgendwann meine Mama, dass das alles gar nicht so verdammt kompliziert ist und dass es geil ist, etwas Gutes für mich und die Natur zu tun, dabei immer wieder etwas Neues zu lernen und insgesamt sogar noch Geld zu sparen.