Kurzkritik: Cody McFadyen, Die Blutlinie

CodyMcFadyen – Die Blutlinie

Zunächst mal eine Warnung: Wer gerne etwas über Blümchen und Bienchen, über Liebe und gebrochene Herzen liest, oder wer grafisch beschriebene Gewalt nicht ertragen kann sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, dieses Buch in die Hand zu nehmen. 

Für den Rest, kann ich es dann auch ganz kurz machen: Lesen!

Aber immerhin handelt es sich bei „Die Blutlinie“ um einen 480 Seiten Thriller, also werde ich doch noch ein paar Worte mehr dazu sagen.

Ohne zu viel vorweg zu nehmen ein paar kurze Worte zu der Story:

Die FBI-Agentin Smoky Barret hat erst vor kurzem schreckliches durchgemacht. Ein Psychopat hat sie und ihre Familie überfallen. Sie wurde gefoltert und missbraucht, ihr Mann und ihre Tochter wurden getötet. Smoky hat sich noch nicht einmal entscheiden können, ob sie überhaupt weiterleben will, als sie mit einem neuen Fall konfrontiert wird, der plötzlich eine sehr persönliche Wendung annimmt. 

Noch eins vorweg: Der Roman ist nicht nur blutig, was die Beschreibung von Fällen und Tatorten angeht, sondern auch emotional fordernd.

Zu Beginn der Geschichte, muss ich gestehen, war mir die Protagonistin gar nicht so sympathisch. Als der Leser Stück für Stück in das eingeführt wird, was Smoky durchgemacht hat, war mir persönlich das alles ein wenig zu schwarzseherisch, die Gedanken- und Gefühlswelt der Smoky Barret einfach ein wenig zu metaphorisch beschrieben. Außerdem sind die wichtigen Charakter in McFadyens Geschichten für meinen Geschmack alle ein wenig zu attraktiv, von ihren Charakterzügen her alle ein wenig zu besonders, in ihrer Arbeit alle ein wenig zu gut. Aber gut, wer will auch schon einen Thriller mit Otto-Normal-Ermittlern lesen?

Es dauerte aber nicht lange, bis mich die Geschichte völlig in den Bann gezogen hatte. McFadyen schafft es einfach die Spannung aufrecht zu erhalten. Man versucht mit zu ermitteln, möchte gerne, wie man es von vielen Kriminalromanen gewöhnt ist, den Ermittlern einen Schritt voraus sein. Ich persönlich habe das nicht geschafft. Wenn die Rätsel eins nach dem anderen aufgelöst werden geschieht das genau im richtigen Moment und mit den richtigen Hinweisen.

Die Protagonisten sind nicht dümmer als der Leser, der Leser bekommt nicht mehr zu sehen, als die Protagonisten. Das bringt einen auf Augenhöhe mit den Figuren und verwickelt einen in die Geschichte.

Der Roman ist oft düster und brutal, aber abgesehen vom Beginn nicht schwarzseherisch. Was mit der Gewalt zerstört wird können der Zusammen- und Rückhalt in Smokys Ermittlungsteam wieder gut machen. Die Figuren sind sympathisch und in ihren Handlungen konsistent.

Ja, der Roman beschreibt physische und psychische Gewalt. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass man zum Voyeur gemacht wird und eine Art „guilty pleasure“ erlebt. Klar kann man sich fragen, warum man so etwas lesen will. Eine genaue Antwort habe ich darauf nicht. Vielleicht ist es das Gefühl, das dieser Roman vermittelt, dass es immer einen Grund gibt weiterzuleben.

Und natürlich den: Das die Bösen am Ende bestraft werden, selbst wenn man ihre Taten nicht mehr rückgängig machen kann.

Ich empfehle den Roman auf jeden Fall weiter. Wem „Die Blutlinie“ gefallen hatte, der sollte übrigens auch die anderen Romane der Reihe lesen, ich fand sie mindestens genauso gut.

7 Eulen von 10 🙂